Vice versa. Da muss man(n) staunen!

Veröffentlicht von jw am

Bildrechte: Jorczyk / Grimme-Institut

Ich möchte von hinten beginnen. Als ich aus Köln zurück nach Hause kam, musste ich erst einen Textmarker suchen, um Folgendes im Badezimmer auf meinen Spiegel zu schreiben: DIVERSITY. Ich war bei den „Medienfrauen NRW“ im KOMED in Köln eingeladen. Ehrlich gesagt: Ich hatte keine Vorstellung von dem, was mich erwartet.

Ein Blick im IC auf Insta vorher, wer mich gerade liked. Okay, lieben Dank an die vielen lieben Follower*innen. Also durch die Maybachstraße bis zum Mediapark. „Mädelsabende“ vom WDR sind ja heute auch hier. Find ich ganz nett, aber das ist ein Angebot, mit dem ich nicht viel anfangen kann? Das ist ja nur für bestimmte Mädels?

Das KOMED zu finden war nicht schwer. Hatte lange mit dem WDR zu tun, früher war da 1LIVE nebenan. Also rein ins Geschehen. Die Eröffnungsreden von Dr. Frauke Gerlach, Elfi Scho-Antwerpes und per Video Armin Laschet. Alle sehr gut. Es wurden den jungen Frauen, und ja, der große Saal im Komed bestand – neben mir – ja fast nur daraus, viel Mut zugesprochen, ihr Ding zu machen. Eben auch mit weiterem Support aus der Politik und seitens der Stadt Köln und des Grimme-Instituts.

Dann kam die Keynote von Britta Frielingsdorf. Immerhin eine Mitarbeiterin der zweitgrößten Rundfunkanstalt Europas nach der BBC. Sie kommt also aufs Podium und sagt viele sehr wichtige Dinge. Es ging nämlich kurz gesagt um das Denken in „Schubladen“, es ging darum, dass jeder Mensch einmalig ist, es ging on the point darum, dass es zum Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders gehört, eben genau dies zu vermitteln.

Ob Frau oder Mann, ob jung oder alt, vielleicht auch in irgendeiner Weise gehandicapt. Durch ihren Beitrag ging ein Tenor: Egal, wie du bist, du bist einmalig. >> Und ich spreche hier nicht nur von Frauen, ich rede auch über Männer. << Diesen Moment fand ich einfach unfassbar, weil Britta Frielingsdorf so recht hat. Sie redet bei den „Medienfrauen NRW“ und spricht nicht nur über Frauen. Ihr Wunsch, eben auch Vielfalt in die Firmen zu bringen. Dort werden Horizonte verspielt.

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Bildrechte: Jorczyk / Grimme-Institut

Danach die „Diskussion: Frauen vor und hinter den Kulissen“. Ich hole mir einen Kaffee und checke mein Smartphone. Ich höre den Medienfrauen auf dem Podium zu und erlebe meine zweite Überraschung. Die haben alle genug Mut, das zu tun, was sie möchten. Natürlich ist das im Rahmen eines hart umkämpften Marktes nicht einfach und klar werden sie als „Mädels“ manchmal auch seitens der Männer, aber auch vom anderen Geschlecht blöd behandelt. Ich erlebe hier starke Frauen. Ich glaube, die brauchen weniger Hilfe als wir denken, vielleicht wollen sie es auch gar nicht!? Die kommen auch alleine klar!

Ein Knackpunkt war die Frage der Moderatorin Bella Lesnik nach der Frauenquote. Ich glaub, das hat auch verunsichert. Ja, natürlich, ja, vielleicht, hey, wir schaffen das schon. Das war vielleicht das, was Armin Laschet schon in seiner Zuschaltung rekurrierend auf die USA als „femolution“ bezeichnet hatte.

Mittagspause. Ich bereite mich auf den Workshop mit den „Mädelsabende(n)“ vor. Erster Blick auf die Followerzahl. 58 k, okay. Wichtiger: Wer liked das? Und dann musste ich doch die Augenbrauen hochziehen. So viele Likes von Profilen, die mir folgen und denen ich folge. Warum ist unser Blick oft so eng?

Meine Erkenntnis dieses Tages: Wir dürfen nicht in Schubladen denken! Und ich habe das Gefühl, dass „Medienfrauen“ das weniger tun als andere. Ich komme gerne wieder!

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